Stray (PS5) im Test – Die Leben einer Katze

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Stray ist schon auf den ersten Blick ein außergewöhnliches Spiel: Da schlüpft man nicht nur in die Rolle einer Katze, sondern entdeckt auch noch die Geschichte einer dystopischen im Cyberpunk-Stil. Warum mich das begeistert, mich aber das Gameplay wie schon fast erwartet nicht ganz abholen konnte, erfährst du in der Review zur PS5 Version von Stray.

Das zweite Leben einer Katze

Eigentlich geht in Stray alles ganz unspektakulär los: Mit ein paar anderen Katzen begibst du dich auf ein tägliches Abenteuer. In dieser Einführung kannst du ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie es sich anfühlt, in der Gestalt einer Katze unterwegs zu sein. Doch auch, wie gefährlich es ist: Bei einem gewagten Sprung stürzt unsere Protagonistin ab, doch nicht einfach nur in ein Loch oder einen Graben, sondern in eine abgeschirmte, unterirdische Welt.

Während der Einstieg in Stray durchaus auch etwas Endzeitstimmung verbreitet, wird es danach in erster Linie dystopisch: Die Stadt, die wir erkunden, ist nicht von Menschen bewohnt, sondern von Robotern, doch Menschen scheint es durchaus mal gegeben zu haben. Es ist eine abgeriegelte Stadt, die von einer äußeren Bedrohung durch die Abriegelung geschützt werden soll.

In der Gestalt der Katze in Begleitung eines drohnenartigen Roboterfreunds machen wir uns auf die Reise, um herauszufinden, wie genau die Welt entstanden ist – und ob es einen Weg nach draußen gibt. !B

Katze sitzt in einem Eimer, der sich an einem Aufzug über einen Abgrund in der Stadt bewegt.

Alles passt zusammen

Stray verzichtet auf eine offene Welt, aber bietet stattdessen einige lineare Level und mehrere offenere Gebiete, von denen zwei etwas größer ausfallen. Stray zeigt auch eindrucksvoll, welche Vorteile das mit sich bringt: Spielerisch wie inhaltlich passt einfach alles zusammen, und auch wenn es optionale Dinge zum Sammeln und Entdecken gibt, so gibt es nichts wirklich „Nutzloses“. Nichts fühlt sich in Stray gestreckt oder in die Länge gezogen an, auch wenn ich denke, dass ein Gebiet im Spiel nicht ganz dieselbe Liebe und Sorgfalt genossen hat, wie die anderen. Es fühlt sich tatsächlich eher wie eine typische Fillerfolge einer Serie an.

Davon abgesehen liefert Stray aber größtenteils eine beeindruckende Welt, die nicht nur hübsch aussieht, sondern ihre Protagonistin auch gut zur Geltung kommen lässt. In Katzengestalt lässt es sich ziemlich unkompliziert erkunden, klettern, in Gebäude gelangen, auch wenn der Haupteingang verschlossen ist, oder die Roboter austricksen, um an bestimmte Gegenstände zu gelangen. Und natürlich dürfen Kuscheleinheiten und geeignete Schlafplätze nicht fehlen.

Die Spielelemente in Stray fühlen sich alle gut durchdacht und feingeschliffen an – das Gameplay funktioniert an fast allen Stellen sehr gut. Es ist auch sehr einfach gehalten, Angst vorm Abstürzen braucht man keine mehr zu haben. Nur selten gibt es kleine Probleme mit der Kamera und hier und da hakt mal eine Sprungaktion, doch insgesamt merkt man, dass Stray ausreichend Feinschliff erhalten hat und alle Elemente sehr gut funktionieren. Das ist immer schön zu sehen. !B

Katze legt sich auf dem Bauch eines Roboters hin. Das Gesicht des Roboters zeigt ein Herz an.
Natürlich darf man auch kuscheln und schlafen in Stray.

Wenn gewaltfrei besser ist

Trotzdem kann der Funke bei Stray für mich nicht ganz überspringen, vielleicht hätte mir das Spiel sogar besser gefallen, wenn wir nicht die dystopische Welt gefunden hätten. Keineswegs, weil mir das Ergründen ihrer Geschichte und die Suche nach einem Ausweg nicht gefallen, sondern weil Stray nicht auf Bedrohungen und Gewalt verzichtet. Absolut schlüssig dargelegt ist das Ganze, doch die Kampf- und Stealth-Passagen im Spielverlauf empfand ich als nicht besonders gelungen.

Was BlueTwelve viel besser in Stray integriert hat sind die Erkundungen, das Entdecken und vor allem das Entdecken als Katze: Auch oben auf einem Regal kann sich ein Objekt befinden, das erst mal heruntergestoßen werden muss, um an sein Inneres oder ein Geheimnis zu gelangen. Es ist einfach herrlich, dass solche typischen Verhaltensweisen einer Katze in Stray zum Spielfortschritt gehören.

Die Abschnitte mit Gegnern dagegen sind meist eher generisch und lieblos und ziehen sich auch im Gegensatz zum Rest unnötig in die Länge. Frustrierend können sie zudem auch noch sein, denn was bei Sprung und Erkundung einfaches Gameplay ist, ist hier schnell zu einfach und unpräzise.

Stray ist für mich einfach so ein Spiel, bei dem ich mir gewünscht hätte, dass es gewaltfrei geblieben wäre. So absolut wunderbar hätten wir als Katze diese Welt entdecken, ihre Geheimnisse lüften und mit ihren Besonderheiten und Robotern interagieren können. Fleischfressende Gefahren und schießwütige Wächter hätte es einfach nicht gebraucht, um aus Stray ein gutes Spiel zu machen. Vermutlich hätte mich die Story dann auch gleich noch mehr berührt, auch wenn sie das ohnehin schon hat. !B

Katze sitzt in einer Pappkiste, um sich vor drohnenartigen Wächtern zu verstecken.
Herrlich, dass man sich in dem Karton verstecken kann – die Stealthpassagen hätte ich dennoch nicht gebraucht.

Die Katze im Neonlicht

Technisch hinterlässt Stray auf der PS5 einen guten Eindruck. Ich hatte an einer einzigen Stelle im Spiel mit krassen Framerateeinebrüchen bei einer bestimmten Kameraposition zu kämpfen, doch ansonsten wirkt Stray auch hier sehr feingeschliffen. Auf technische Feinheiten wie HDR muss aber verzichtet werden, obwohl das dem Glanz der Stadt und ihrer Umgebung sicher noch gutgetan hätte.

Ich habe für meinen entspannten Spieldurchgang, bei dem ich einen guten Teil der Geheimnisse bereits entdeckt habe, ganz knapp über fünf Stunden gebraucht. Wer Stray komplett abschließen und auch alle Trophäen verdienen will, wird wohl acht Stunden oder etwas mehr beschäftigt sein. Die Trophäen finde ich aber eher nervig, zum Beispiel ist auch ein Durchgang in zwei Stunden gefordert, was denke ich schon sehr gut machbar ist (wenn man auf die optionalen Dinge komplett verzichtet), was ich jetzt aber nicht haben müsste. Für diejenigen, die Herausforderungen suchen, hat Stray in der Hinsicht aber auf jeden Fall etwas zu bieten. Für alle anderen gibt es rund fünf Stunden schöne Abwechslung. !B

Katze blickt aus einem Fenster hinunter auf die Stadt. Mehrere Neonlichter sind zu erkennen.
Der Blick auf die Stadt.

Fazit: Gemischte Gefühle

Gamer's Palace Score 70 von 100.

Es war vermutlich mein Fehler, dass ich bei Stray mit einem wholesome game gerechnet habe. Dass es das nicht ist, konnte ich seit dem letzten Trailer ahnen und es wurde mir nun auch bestätigt. Ganz großartig ist diese Welt, in die Stray entführt, und dass alltägliche Handlungen und das Leben einer Katze hier zum Mittelpunkt und Voraussetzung für Spielfortschritt werden, macht unglaublich viel Spaß und wurde gut umgesetzt. Doch meines Erachtens wäre Stray noch deutlich besser gewesen, wenn es genau das auch zum kompletten Mittelpunkt gemacht und auf seine Gewalt und Stealthpassagen verzichtet hätte, denn die können nicht nur frustrierend werden, sondern fallen qualitativ gegenüber des Rests auch deutlich ab. Genossen habe ich diese Reise dennoch, und berührt hat sie mich auch. Doch vielleicht macht mal jemand ein Katzenabenteuer, bei dem ich mich voll und ganz dem Katze sein – und der interessanten Welt – hingeben kann.

ProContra
+ Wunderbare Spielwelt– Einige Abschnitte fallen bei Details und Qualität deutlich ab
+ Inhaltliche Elemente greifen wunderbar ineinander– Kampf- und Stealthpassagen eher deplatziert
+ Gelungenes Gameplay als Katze– Einige frustrierende Momente, obwohl im Grundsatz leicht
+ Insgesamt sehr feingeschliffen– Gewaltfrei wäre besser gewesen
+ Berührende Geschichte– Ein paar nervige Trophäen

Offenlegung

Wir haben Stray im Rahmen von PS Plus Premium heruntergeladen.

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Manuel Eichhorn
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