Paradise Marsh (Switch) im Test – Käfer und Sterne

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Ich war auf der Suche nach einem Spiel, in dem ich nur durch eine Art Sumpfgebiet laufe, mich mit Käfern und Sternen beschäftige – und ich wusste es nicht einmal. Paradise Marsh hatte mich angesprochen, als ich es im eShop bei Nintendo gesehen habe und ich war von der Idee fasziniert. Dass wir wirklich zueinander passen würden, war mir beim Kauf noch gar nicht so wirklich bewusst. Sei gerne dabei, wenn ich dir erzähle, warum Paradise Marsh genau das Spiel war, was ich gebraucht habe, ohne zu wissen, dass ich es gebraucht hätte. !B

Ein verlassener Traktor ist rechts im Bild, er ist von weißen Blumen überwachsen wurden. Links ist eine zerfallene Mühle zu sehen. Zwischen beiden fließt ein Bach.

Das Moorland und ich

Ich war am Anfang ein wenig ratlos. Über mir schimmerte der Sternenhimmel, vor mir erstreckte sich die vielfältige Moorlandschaft. In meinen Händen hielt ich mein Käfernetz. Was sollte ich tun? Da ich nicht sinnfrei rumstehen konnte, begann ich meine Wanderung durchs Moor, auf der Suche nach dem ersten Insekt, das ich in meinem Notizbuch verewigen konnte. Schnellen Schrittes eilte ich durch die Landschaft. Ich hatte keinen Blick für die Umgebung übrig, sondern war lediglich fokussiert auf irgendwelche Käfer, die sich sicherlich schon bald hier irgendwo tummeln würden. Ganz bestimmt.

Paradise Marsh sagte mir am Anfang nicht, was ich tun soll und so stürzte ich mich erstmal in ein viel zu schnelles Abenteuer mitten in einer Moorlandschaft. Ich ging schlichtweg davon aus, dass ich unbedingt alle Insekten und Tiere mindestens einmal finden muss, um hier irgendwas zu erreichen. Ganz ehrlich, ich vermute schon, dass das die Hauptaufgabe ist, gesagt hat es mir niemand – und ich persönlich habe noch viel mehr Sinn für mich im Spiel gefunden.

Ich spiele Paradise Marsh auf zwei Weisen: Wenn ich etwas erreichen möchte, suche ich die Dinge, die in meinem Notizbuch stehen. Das sind Käfer oder Kaulquappen, die fange ich und gebe sie nachts zu den Sternen. Das ist wohl auch der Sinn des Spiels. Wenn ich einfach nur entspannen möchte, werde ich zur Landschaftsfotografin und wandere einfach nur ziellos umher. Mich entspannt das ungemein und ich kann mich vollkommen achtsam auf den Moment konzentrieren. Hier längt mich nichts ab, hier bin nur ich und das Moor.

Und genau dieses Moor verändert sich je mehr ich mich darin bewege. Es wechselt nicht nur zwischen den Jahreszeiten, sondern auch zwischen den Tageszeiten und einigen Wetterphänomenen hin und her. Alles im Rhythmus der Zeit, alles im Rhythmus des Lebens. Ich weiß nicht mehr, wie viele Sonnenunter- und Mondaufgänge ich beobachtet habe, wie häufig ich dabei zusah, wie sich Regen bildete oder wie oft ich mich im Winter verlor. Es ist ein schöner Ort, dieses Moor. Es gibt die Möglichkeit zu entdecken und zu entspannen, es gibt dir die Möglichkeit, dein Tempo festzulegen. Es ist ein ruhiger Ort, dieses Moor. Ein Ort, der nicht fordert, der dich nicht zwingt, ein Ort, der dir beim Sein hilft. !B

Lausche auf die Geräusche

Ich spiele Paradise Marsh auf der Switch, weil ich immer ein bisschen Entspannung dabei haben will. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde ein Patch veröffentlicht, der vieles wieder ins Reine brachte. Hin und wieder, wenn wirklich viel auf dem Bildschirm passiert, kommt es noch zu Einbrüchen bei der Framerate, das bedeutet, dass ich mich dann nur ruckelnd fortbewegen kann. Das ist jetzt jedoch nicht mehr so ausgeprägt wie vor dem Patch, was ich gut finde, denn so wird mein Moorland noch ein bisschen entspannender.

Ich finde die Steuerung des Käfernetzes manchmal ein wenig befremdlich und ich bin auch der Meinung, dass ich mich viel zu schnell bewege, obwohl ich schon in den Einstellungen war. Für Paradise Marsh wünsche ich mir eine langsamere Geschwindigkeit. Dafür hat es jetzt auch Errungenschaften auf der Switch, die dazu anregen sollen, die Welt noch weiter zu erkunden und sich mit ihr auch zu beschäftigen. Das ist gut, hätte ich nur jetzt nicht mehr gebraucht, da ich meinen eigenen Sinn im Spiel entdeckt habe. Auch hätte ich mir am Anfang ein kleines bisschen eine Hilfestellung gewünscht, wie ich vorgehen muss, da ich mich dabei schon eher verloren gefühlt habe.

Was mir jedoch sehr gut auf der technischen Seite gefällt, ist dass ich die Möglichkeit habe, die Grafik zu beeinflussen. Ich kann die poetischen Texte, die ich unterwegs in Flaschenpostflaschen finde, klarer oder verpixelter einstellen, so wie es für mich am besten ist. Ebenso gefällt mir auch die Steuerung, da sie größtenteils eingängig und nicht verwirrend ist. So sollte es sein, ein Spiel braucht nicht immer tausend verschiedene Funktionen, um zu überzeugen. Gewünscht hätte ich mir persönlich noch einen Fotomodus, um auch mal ein Bild ohne Netz zu schießen. !B

Ein Notizbuch ist im Vordergrund. Zu sehen ist der Eintrag für eine cricket, die ich zuvor gefangen habe. Einige biologische Informationen sind zum Tier notiert.

Mein kleines Ritual der Ruhe

Was mich an Paradise Marsh überrascht hat, war der Effekt, den der Titel auf mich hatte. Am Anfang bin ich mit diesem typischen Gamingschmerz ins Spiel gestartet, dass ich alles sofort erfassen und einsammeln muss. Diese schnelle Art von Spielen habe ich häufig und ärgere mich dann manchmal, dass ich sie nicht richtig genießen kann. Erst nach einigen Spielsitzungen kristallisierte sich für mich heraus, dass ich mich wirklich in diesem Moorland geborgen und wohl fühle. Und das war für mich der Grundstein für eines meiner neuesten Rituale.

Ich arbeite noch immer viel im Homeoffice, doch immer, wenn ich mal ins Büro fahre, fühle ich mich morgens gestresst und rastlos. Aus diesem Grund räume ich mir an solchen Tagen meistens 10 Minuten ein, um ganz in Ruhe Zeit in meiner Moorlandschaft zu verbringen und schöne Momente festzuhalten. Das hilft mir tatsächlich, morgens runter zu kommen und dafür zu sorgen, dass ich gut in den Tag starte. Definitiv eines meiner Überraschungshits des Jahres 2022. !B

Nach dem Öffnen einer Flaschenpost entfaltet sich ein Pergament mit einem englischen Text darauf. Hier steht "The dark blinking sky, ominous, calls, staring softly. Like a warmth, patiently waiting to reel me in. My mind wandered thinking of others worlds  hidden behind the glimmern veil. Under the gaze of blinking stars, quiet, accepting, forgiving. Inviting every part of me, however flawed, to finally take their proper place."

Fazit: Ich ziehe jetzt ins Moorland

Die Wertung zeigt eine 87 von 100.

In den ersten Minuten von Paradise Marsh war mir persönlich noch nicht ganz klar, welchen Einfluss der Titel auf mich haben wird. Ich war sogar fast ein wenig unsicher, was nun genau von mir erwartet wird und entschied mich dazu, erstmal Käfer zu sammeln und mein Album zu füllen. Erst später wurde mir klar, dass ich es hier mit einem entspannenden Abenteuer in einer wunderbaren Moorlandschaft zu tun habe, die für mich zum Ruhepol werden sollte. Sicherlich ist auch in Paradise Marsh auf der Switch nicht alles Gold, was glänzt und es hat die eine oder andere technische Herausforderung, dennoch zählt es für mich definitiv zu den schönsten Überraschungshits des Jahres 2022. Und weil ich so von der Moorlandschaft mit all ihrer faszinierenden Fassetten begeistert bin, packe ich jetzt meinen Koffer und ziehe da hin.

ProContra
+ Wunderbar entspannende Atmosphäre– Einstieg ein bisschen verwirrend
+ Tolle Umgebung, viel zu entdecken– Hin und wieder Einbrüche der Framerate
+ Mischung zwischen Entdeckung und Entspannung– Laufbewegungen teilweise zu schnell
+ Ich bin verliebt ins Moor

Offenlegung

Ich habe mir Paradise Marsh für die Nintendo Switch selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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