Day of the Tentacle Remastered (PS4) im Test – Kindheit in der Neuzeit

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Im Jahr 1993 überraschte uns Tim Schafer und sein Team von LucasArts mit einigen Point & Click Adventures, die auch heute noch das eine oder andere Grinsen auf die Gesichter damaliger Spieler zaubern. Eines davon, das auch uns damals begeisterte (sicherlich nicht zu der Zeit, sondern etwas später), was Day of the Tentacle, das mittlerweile auch in einer überarbeiteten Version zur Verfügung steht. Da wir bereits einen Blick auf die PC-Version geworfen haben, konnten wir es uns nicht nehmen lassen, auch gleich noch die PlayStation 4 Fassung auf Herz und Nieren zu testen. Ob sich Day of the Tentacle Remastered auch auf der PlayStation 4 lohnt oder ob die Umsetzung vermurkst ist, verraten wir euch in unserem Test.

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Vergangener Humor

Wenn die Welt vor dem Untergang steht und die Menschheit durch einen dummen Fehler kurz davor ist, versklavt zu werden, was bleibt einem da anderes übrig als in der Zeit zu reißen und die Welt eben gestern schon zu retten? Richtig! Auf dieser Grundlage lebt Day of the Tentacle Remastered im Grunde, denn ihr spielt als die drei Protagonisten Bernard, Laverne und Hoagie. Eure Aufgabe? Na, die Welt retten und zwar vor einem mutierten lilafarbenen Tentakel, der die Weltherrschaft an sich reißen und alle Menschen versklaven will. Dr. Fred, der für den Tentakel verantwortlich ist, hat selbstverständlich keine bessere Idee als euch somit ins Gestern zu schicken, weswegen er euch in seine Zeitmaschine steckt, die jedoch etwas problematisch ist. Betrieben wird das Ding von einem Kristall, den Dr. Fred jedoch irgendwoher hat, weswegen das mit der zielgerichteten Zeitreise nicht so ganz klappt.

Aus diesem Grund sitzt Hoagie in der Vergangenheit, Laverne in der Zukunft und Bernard in der Gegenwart fest. Bevor ihr nun also Lila davon aufhalten könnt, böse und tyrannisch zu werden, müsst ihr erst einmal Laverne und Hoagie in die richtige Zeit zurückholen. Nur so viel: Es wird jede Menge schrägen Humor geben, den man heute nur noch in verwandten Spielen wie Broken Age wiederfindet und der heute wirklich in den meisten Spielen fehlt.

Day of the Tentacle Remastered ist ein sogenanntes Point & Click Adventure, bei dem ihr euch durch verschiedene Räumlichkeiten bewegt und wichtige Gespräche führt, um näher an euer Ziel zu gelangen. Das ist nicht immer ganz einfach, doch wo andere Spiele eine absurde Logik erfordern, sind die Rätsel doch relativ human und nachvollziehbar. Da man jedoch in drei Zeiten parallel Dinge erledigen muss, kann es hin und wieder vorkommen, dass man dennoch ein großes Fragezeichen auf dem Kopf hat, wenn es mutmaßlich an einer Stelle nicht mehr weitergeht. Doch wenn man alles ausprobiert und wirklich mal ein wenig mitdenkt, ist das alles überhaupt kein Problem mehr. Allerdings ist es doch eher ernüchternd, dass Day of the Tentacle Remastered leider nur eine Spielzeit von 4 bis 5 Spielstunden hat, ein wenig mehr hatten wir uns doch irgendwie erhofft – Spaß macht es natürlich trotzdem.

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Gelungene Überarbeitung

Das Beste, was Day of the Tentacle passieren konnte, war eine komplette Überarbeitung, um auch in der heutigen Zeit genügend Spieler anzusprechen. Und diese grafische Überarbeitung kann sich wirklich sehen lassen, denn hier wurde nicht mal eben bloß 1080 p drüber geworfen, wie das bei anderen Remastered-Spielen der Fall ist: Das Team von Double Fine Productions, das sich um die Überarbeitung kümmerte, hat alles noch einmal überarbeitet und neu gezeichnet. Auf diese Weise hat man mit Day of the Tentacle Remastered ein Spiel kreiert, das an heutige Grafiken heranreicht und sich dennoch den Charme der alten Zeit bewahrt. Interessant ist dabei vor allem die Umsetzung auf der PlayStation 4, da Day of the Tentacle Remastered hier gleich noch einmal einen Schritt schärfer wirkt. Fast so als würde man einen interaktiven Comic anschauen. Das gefällt uns sehr gut.

Wir sind von der grafischen Umsetzung wirklich mehr als begeistert, waren wir immerhin von Grim Fandango Remastered weniger fasziniert. In Day of the Tentacle Remasteredsteckt wirklich verdammt viel Liebe und Herzblut. Die Tonaufnahmen wurden übrigens von damals verwendet und nur digital aufgearbeitet. Ihr braucht euch hier also keine Sorgen zu machen, dass eventuell andere Sprecher verwendet wurden. Lustig wird es nur in einigen wenigen Fällen, wenn der Ton kurz aussetzt, übersteuert oder wenn Bernard plötzlich einen Satz von Laverne wiedergibt. Doch werfen wir einmal einen Blick auf die Umsetzung für die PlayStation 4.

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Ein Point & Click auf der PS4?

Wir haben auf der PlayStation 4 bereits zwei verschiedene Point & Click Adventure von Double Fine Productions gespielt und getestet. Das eine war sehr gut gelungen, das andere war eher… nun ja. Wer Angst hat, dass sich Day of the Tentacle Remastered auf der PlayStation 4 komisch spielen könnte, der liegt zumindest in den ersten Spielminuten mit dieser Annahme ziemlich richtig. Es ist eine ziemliche Umgewöhnung, das müssen wir an der Stelle zugeben. Ihr steuert zwar den Cursor mithilfe des linken Sticks, aber man muss sich schon daran gewöhnen, dass man nicht alles mit X machen kann. Um die Interaktionsmenüs öffnen zu können, muss man das jeweilige Objekt anwählen und dann Viereck drücken. Was jetzt recht einfach klingen mag, hat zumindest bei uns am Anfang zu einer ganz schönen Verwirrung geführt. Erst nach einer kleinen Weile haben wir das verstanden – nachdem wir ungefähr 1.000 Mal unsere Figur immer erst zu dem Objekt hinlaufen ließen, bevor wir das Menü öffneten. Das war nervig, lag aber eben an uns.

Habt ihr einmal das mit der Steuerung verstanden, so ist die Umsetzung ziemlich gut gelungen. Ihr klickt wie gesagt mit X, um eure Figur zu einer bestimmten Stelle laufen zu lassen. Mit Viereck öffnet ihr das Interaktionsmenü und wisst ihr, was richtig cool ist? Wenn ihr das Touchpad drückt, wechselt ihr sofort in die klassische Ansicht und wechselt somit nicht nur die Grafik, sondern auch die Art der Menüführung. Am unteren Rand öffnet sich dann eine Wortliste mit Aktionen und euer Inventar. Mit einem erneuten Klick auf das Touchpad wechselt ihr super problemlos wieder zurück in die neumodische Ansicht. Ein super cooles Feature, was uns richtig gut gefallen hat. In der PC-Version haben wir so eine Abkürzung in die Vergangenheit nicht gefunden, da sind wir immer über das Menü gegangen.

Aber das sind noch nicht alle Vorteile der PlayStation 4 von Day of the Tentacle Remastered, denn es gibt da noch ein Feature, was uns unheimlich gut gefallen hat. Wenn ihr R1 oder L1 drückt, so verwandelt sich euer Cursor automatisch in das erste Objekt, das ihr in eurem Inventar habt. Drückt ihr den Knopf dann erneut, könnt ihr so durch eure Inventarliste klicken und somit auch das richtige Objekt auswählen, dass ihr verwenden wollt. Noch eine sinnvolle und praktische Abkürzung auf den Konsolen – spart jede Menge Rumgeklicke. Hier wurde sich bei der Konsolenumsetzung wirklich sehr viel Mühe gegeben.

Wie wir bereits erwähnten, gefällt uns Day of the Tentacle Remastered grafisch auf der Konsole sogar noch einen kleinen Ticken besser, auch wenn es zu kleineren Freezes kommt, wenn ihr die Räume wechselt und dabei sowohl Speichern als auch Konzeptzeichnungen auslöst. Das macht das Ganze ein wenig ärgerlich und trübt doch den Gesamteindruck ein wenig. Haben wir uns bei der PC-Version schon darüber aufgeregt, dass man begonnene Aktionen nicht beenden kann, ist das übrigens auf der PlayStation 4 noch ein wenig ärgerlicher, weil man oft seine Figur nutzlos irgendwohin schickt und somit wichtige Spielzeit vertrödelt.

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Fazit: Auf in die Vergangenheit oder Zukunft oder doch Gegenwart?

Wenn wir die PC-Version von Day of the Tentacle Remastered bereits über den Klee gelobt haben, müssen wir bei der Fassung für die PlayStation 4 noch einmal eine kleine Schippe oben drauf legen. Wir haben es hier mit einer erstklassigen Umsetzung zu tun, die es sich zu Herzen genommen hat, Spieler auch auf der Konsole in das Point & Click Adventure Genre einzuführen. In der Bildungswissenschaft nennt man das: „Die Kinder dort abholen, wo sie in ihrem Bildunsstand stehen, an die Hand nehmen und sie weiterführen.“ Und genau das macht auch Double Fine Productions mit Day of the Tentacle Remastered und den Konsolenspielern. Wer bisher noch abgeneigt war, ein solches Spiel auf der Konsole zu spielen, der sollte unbedingt mit diesem Spiel einsteigen. Wir können es auch nur wärmstens ans Herz legen. Und nein, das hat nicht nur damit etwas zu tun, dass wir das Spiel mögen. Die technische Umsetzung ist einfach sehr gut gelungen.

Pro Contra
+ Sehr schöne grafische Überarbeitung – Leichte Freezes beim Wechseln der Räumlichkeiten
+ Logische Rätsel – Verwirrung kann dennoch entstehen
+ Alte Tonspuren verwendet – Steuerung mit Controller zu Beginn leicht gewöhnungsbedürftig
+ Humorvolle Geschichte – Sehr kurze Spieldauer
+ Wechsel zu Originalgrafik mit dem Drücken des Touchpads möglich
+ Einblicke in die Entwicklung durch Konzeptzeichnungen
+ Nostalgie auf neuem Niveau
+ Tolle Nutzung des Controllers
+ Viele Vereinfachungen für Konsolenspieler eingefügt

Technik: 87

  • Grafik: 95
  • Sound: 82
  • Umfang: 78
  • Gameplay: 93
  • KI: 87

Spielspaß: 95

  • Story: Eine abgedrehte Story, bei der ein Tentakel die Welt beherrschen will und ihr durch verschiedene Zeiten reisen müsst, um ihn aufzuhalten. Sehr lustig und zu empfehlen, leider etwas zu kurz geraten.
  • Frustfaktor: Nur dann vorhanden, wenn man nicht mitdenkt.
  • Wiederspielwert: Die Story ist sehr witzig und lohnt sich auf jeden Fall, sie noch einmal zu spielen. Vielleicht nicht gleich im Anschluss, aber ein bisschen später schon.
  • Design/Stil: Day of the Tentacle wurde hervorragend überarbeitet, sodass der grafische Stil fast schon zu heutigen Grafikstilen passt. Sehr schön geworden.
  • Musik: Passt eigentlich immer und wurde digital überarbeitet.

Information: Vielen Dank an Double Fine Productions für das Pressemuster von Day of the Tentacle Remastered.

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Beatrice Eichhorn
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