The Longest Road on Earth – Einfach mal abschalten

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Seit dem ich im Mai The Longest Road on Earth gespielt und getestet habe, geht mir dabei etwas ganz Bestimmtes nicht mehr aus dem Kopf – und genau darüber wollte ich schreiben.

The Longest Road on Earth beschreibt sich selbst als meditative Erfahrung und rückt dabei ganz alltägliche Dinge in den Vordergrund. Mal hänge ich Wäsche auf, mal hüpfe ich durch Regenpfützen, mal entscheide ich einfach in der Kantine, was ich essen soll. Es sind diese kleinen Dinge, die in The Longest Road on Earth in den Vordergrund gerückt werden und die uns dabei jeden Tag ausmachen, obwohl sie so belanglos sind. Untermalt werden diese Dinge, diese Erinnerungen, diese Geschichten, von einem fantastischen Soundtrack, gesungen und geschrieben von der Sängerin Beicoli.

Achtsamkeit in Videospielform

Achtsamkeit. Resilienz. Zwei Begriffe die vor allem in der Pandemiezeit mehr und mehr zur Sprache kamen. Während Resilienz, die Fähigkeit ist, stark wie ein Baum jeder neuen Gegebenheit zu widerstehen, fest zu bleiben und trotzdem man selbst, ohne sich zu verlieren, ist Achtsamkeit die Fähigkeit, den Moment zu schätzen. Einfach mal zu spüren, wo man gerade ist, was man isst, „einfach“ im Moment zu sein. Das ist nicht einfach, weder im echten Leben, noch in Videospielen.

Viel zu häufig hetze ich in anderen Spielen von Quest zu Quest, rede mir ein, dass ich alles schnell erledigen muss – aber das muss ich gar nicht. Die wenigsten Spiele kommen heutzutage mit Zeitdruck daher, sondern geben mir als Spielerin sogar die Freiheit, alles zu meiner Zeit zu erledigen. Und trotzdem setze ich mich jedes Mal selbst unter Druck. In manchen Spielen suche ich regelrecht nach der nächsten Tätigkeit, anstatt einfach mal den Moment zu genießen.

Auch in The Longest Road on Earth habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ich auf diese Weise nicht weiterkomme. Das Spiel gibt mir keine Aufgaben, die ich erledigen kann. Ich habe keine Quests, denen ich nachhetzen muss. Am Anfang bin ich fieberhaft immer das ganze Gebiet abgelaufen, um sofort zu erkennen, wie ich weiterkomme. Doch das ist nicht die Kernaussage des Spiels. Es geht in The Longest Road on Earth um Achtsamkeit. Um das wertzuschätzen, was jetzt gerade ist. Ich meine, wann machen wir denn wirklich etwas bewusst, ohne dass wir direkt daran denken, was wir danach und danach und danach machen können? Das sind sehr seltene Momente. Momente, die jedoch unheimlich wichtig sind, gerade in unserer schnelllebigen Zeit.

Ich versuche, auch auf Arbeit achtsam zu sein, doch nicht immer klappt es: Mal kommt eine Teamsnachricht dazwischen, mal ein Anruf. Nicht immer kann ich mir da die Zeit nehmen, um mich wirklich auf etwas zu konzentrieren. Doch ein Spiel ist so nicht mehr. Durch The Longest Road on Earth habe ich gelernt, dass ich auch mal in einem Videospiel innehalten kann, dass ich die Szenerie auch mal in Ruhe betrachten kann, ohne gleich wieder weiterzuhetzen. Doch The Longest Road on Earth hat noch ein bisschen mehr mit mir gemacht.

Meine Entspannung

The Longest Road on Earth hat mir Momente gegeben, durch die ich mittlerweile wie von selbst entspanne. Mir fiel das kürzlich auf, als in meiner Timeline bei twitter ein paar Screenshots des Spiels gespült wurden. Dadurch habe ich mich innerlich sofort ruhiger gefühlt. Um zu überprüfen, ob das immer so ist, habe ich meine alten Screenshots herausgesucht und konnte mir das selbst bestätigen: Gerade, wenn ich meine eigenen Bilder ansehe, verbinde ich damit Ruhe und Gelassenheit, ich achte auf die kleinen Dinge und fühle mich insgesamt entspannter.

Während ich das hier schreibe, läuft nebenbei übrigens der Soundtrack zum Spiel, der bei vielen gängigen Musikdiensten zu finden und bei Steam zu erwerben ist. Auch dieser hat einen ähnlichen Effekt auf mich wie die Bilder selbst: Ich fühle mich entspannt, die Worte kommen von ganz allein, ohne dass ich groß über sie nachdenken muss. Alles ist im Fluss und ich kann mich vollends auf diesen Text hier konzentrieren. Das hat bisher noch kein einziges Spiel bei mir ausgelöst, doch The Longest Road on Earth, dieses kleine Experiment, hat genau das geschafft.

Danke an die Entwickler/-innen, danke an Beicoli, danke an Raw Fury als Publisher. Danke, dass es euch gibt und dass ihr diese Idee Wirklichkeit werden ließt. Ihr habt mir damit einen großen Gefallen getan und einen Ort der Ruhe und Zufriedenheit geschaffen.

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Beatrice Eichhorn
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